Flächenhafte Abdichtungsmaßnahmen (Sperrschicht)

Für die Zielsetzung, den Eintritt von Radon dauerhaft zu unterbinden oder wenigstens nur in geringem Maße zuzulassen, versprechen laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) flächendeckende Abdichtungsmaßnahmen gute Erfolgsaussichten. [1] S. 31 ff

Nach Einschätzung des BfS liegen die Erfolgsaussichten für aufwendige Isolierschichten in oder auf Fußböden ohne Einbeziehung der Wände zwischen 30% und 80%, mit Einbeziehung der Wände (Wände durchgängig mit Folie gesperrt) zwischen 50% und 90%. [1] Anhang S. 55

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass Abdichtungsmaßnahmen, die bei erdberührten Bauteilen gegen Feuchtigkeit wirken, auch gut vor Radon schützen: zum Beispiel Abdichtungsbahnen und (radondichte) Folien, oder auch flüssige und plastische Beschichtungen, wie z.B. kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen (KMB) oder flexible polymere Dickbeschichtungen (FPD). [2]

Radonschutz im Neubau

Für Neubauten, egal ob zum Wohnen oder Arbeiten, fordert die Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) einen Basisschutz vor Radon. Dieser gilt als erfüllt, wenn Maßnahmen zum Feuchteschutz nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden.

In Radon-Vorsorgegebieten muss zusätzlich zum Feuchteschutz eine weitere Maßnahme beim Bau eines Gebäudes umgesetzt werden. Die Strahlenschutzverordnung stellt in Paragraf 154 eine Liste bereit, aus der, je nach Bauvorhaben, die geeignetste Maßnahme gewählt werden kann. [3] [4]

Das Verlegen von Dichtungsbahnen in Baugruben unterhalb des Fundamentes ist eine bekannte Technik zur Prävention gegen Feuchteschäden. Aber auch zum Schutz vor eindringenden Gasen, z.B. bei Bauten über (ehemaligen) Deponien, werden Dichtungsbahnen verwendet. Daher kann diese Technik kann auch gegen das Eindringen von Radon angewendet werden. Bauteile, die wasserdicht ausgeführt werden, sind meist auch weitgehend radondicht. [1]

Der Einsatz von großflächig und gasdicht verlegten Dichtungsbahnen außenseitig an Gebäuden ist angemessen, wenn sich das Bauvorhaben in einem Radon-Vorsorgegebiet befindet bzw. der erdberührte Bereich nicht als weiße Wanne erstellt wird. Die Lösungen umfassen nicht nur flächige Abdichtungen, sondern auch Spezialbauteile und Konstruktionen für dichte Rohrdurchführungen, Dehnungsfugen, etc.

Weitere detaillierte Informationen zu Abdichtungsmaßnahmen im Neubau findest du im Radon-Handbuch Deutschland des BfS ab Seite 31 ff. [1]

Sanierung im Bestandsbau

Eine erste Übersicht über die Sanierungsmöglichkeiten im Bestandsbau gibt das Radon-Handbuch Deutschland des BfS. Welche Möglichkeiten bei dir in Frage kommen (Folien, Beschichtungen, etc.) und was abgedichtet werden sollte (Boden oder auch Wände), muss im Detail geprüft werden. Siehe hierzu auch mein Fazit weiter unten in diesem Beitrag.

Unter dem folgenden Punkt möchte ich meine persönlichen Erfahrungen mit flächenhaften Abdichtungsmaßnahmen im Bestandsbau gerne mit dir teilen.

Persönliche Erfahrungen und Erfolge mit flächenhaften Abdichtungsmaßnahmen

Der Hobbyraum im Keller unseres Hauses hatte ein Problem mit aufsteigender Feuchtigkeit. Leider ist uns diese aufgrund einer vermutlich vor Jahrzehnten angebrachten Innendämmung (EPS-kaschierter Gipskarton mit zusätzlicher Lage Mineralwolle) erst spät aufgefallen. Wir konnten hier also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und gleich das Thema Radon mit angehen. Die Radon-Konzentration vor Sanierung lag in diesem Raum zwischen 200 bis 500 Bq/m3, abhängig von unserem Lüftungsverhalten.

Nach mehreren Begutachtungen durch Fachfirmen bin ich aufgrund der jeweils genannten Sanierungskosten in eine Schockstarre gefallen. Aber wir mussten wirklich zwingend etwas machen, weshalb ich den Rückbau dann irgendwann in Eigenleistung startete. Zu diesem Zeitpunkt ohne zu wissen, wie es danach eigentlich weitergehen soll 🙂

Rückbau in Eigenleistung

Probleme mit Feuchtigkeit aufgrund nicht fachgerecht angebrachter Dämmung der Keller-Innenwand

Also baute ich zurück: tonnenweise Gipskarton mit EPS. Nicht fachgerecht angebrachte Dampfbremse. Feuchte Mineralwolle. Verrottete Holzlattung. Diverse Abkofferungen aus OSB. Mineralwolle und (problematische) Isolierung der Heizungsrohre. Tapeten an Wänden und Decken. Laminat. Trockenestrich mit aufkaschierter Dämmung. Sämtliche (veraltete) Elektroinstallation in diesem Raum.

Zurück blieb ein leeres Zimmer mit feuchten Wänden und weiterhin erhöhter Radon-Konzentration.

Die darauffolgende Zeit verbrachte ich mit Recherchen im Internet und der Frage, ob ich das irgendwie selbst hinbekomme. Aufgrund eines Tipps aus dem Bekanntenkreis habe ich dann aber doch nochmals mit einer Fachfirma gesprochen. Deren Mitarbeiter haben sich den Raum mit seinen Problemen in aller Ruhe angesehen und einen seriösen Eindruck bei mir hinterlassen. Kurzum: Wir haben in den sauren Apfel gebissen und dieses Unternehmen mit der flächigen Abdichtung unseres Hobbyraums beauftragt.

Flächige Abdichtungsmaßnahmen im Rahmen einer professionellen Kellersanierung

Im ersten Schritt wurde das Mauerwerk aller Außenwände sowie der Übergänge zu Innenwänden frei gelegt und sämtlicher Putz entfernt. Im Wand-Sohlen-Bereich (Übergang vom Boden zu den Wänden) wurde eine Nut gefräst, um diesen bei Streifenfundamenten heiklen Bereich ebenfalls gut abzudichten.

Notwendiger Rückbau, bevor eine flächenhafter Abdichtung überhaupt erfolgen kann
Flächige Abdichtungsmaßnahmen der erdberührten Wände, des Wand-Sohlen-Anschlusses und des Betonbodens

Daraufhin wurden die Außenwände inkl. der Übergänge zu Innenwänden, der Wand-Sohlen-Anschluss und der Boden fachgerecht abgedichtet und versiegelt, mit Klimaplatten versehen und verputzt. Das Unternehmen war für den 32 m2 großen Raum ca. drei Wochen mit 1 bis 2 Mitarbeitern in Vollzeit beschäftigt.

Wiederaufbau in Eigenleistung

Nachdem das Unternehmen sein Werk vollendet hatte, ging es für mich an den Wiederaufbau: Isolierung der Heizungsrohre, Abkofferung mit Trockenbau, Malern mit Innen-Silikatfarbe, neuer Trockenstrich, Bodenbelag sowie neuer Elektroinstallation (durch einen Elektriker) …

Sanierter Kellerraum nach flächenhafter Abdichtung

Zusätzlich zu den Abdichtungsmaßnahmen haben wir ein dezentrales Lüftungsgerät installiert, welches zum aktiven Luftaustausch und der Verbesserung des Raumklimas beitragen soll.

Erfolge durch die Sanierung

Die Radon-Konzentration nach Sanierung bewegt sich in diesem Raum nun im Bereich von 20 bis 80 Bq/m3.

Die Sanierung mittels flächenhafter Abdichtung war für diesen Raum aufgrund seiner Größe von 32 m2 teuer, leider trotzdem mit viel Eigenleistung versehen und in Summe zeitaufwändig. Das Problem der aufsteigenden Feuchtigkeit wurde fachgerecht und den baulichen Gegebenheiten entsprechend sauber und hoffentlich nachhaltig gelöst. Die Radon-Konzentration hat sich aufgrund der getroffenen Maßnahmen deutlich reduziert. Der Raum war zwar für uns mehrere Monate nicht nutzbar, trotzdem sind im Nachhinein froh, diesen Schritt gegangen zu sein.

Mein Fazit

Bei Neubauvorhaben kann mit einem aus meiner Sicht relativ geringen Zusatzaufwand ein Basisschutz vor Radon sichergestellt werden, z.B. mittels radondichter Dichtungsbahnen unterhalb des Fundaments sowie radondichten Rohrdurchführungen und Dehnungsfugen. In Radon-Vorsorgegebieten hingegen sind weitere Maßnahmen erforderlich, um das Eindringen von Radongas in das Gebäude zuverlässig zu unterbinden.

Dürfte ich selbst einen Neubau planen, ich würde nach heutigem Wissensstand definitiv einen Basisschutz vor Radon vorsehen. Es wäre doch maximal ärgerlich, wenn man nach einigen Jahren im neu gebauten Haus erhöhte Radon-Konzentrationen feststellen und dann einen eigentlich unnötigen und hohen Aufwand für Gegenmaßnahmen treiben müsste.

Im Bestandsbau stellen flächenhafte Abdichtungen die meiner Meinung nach aufwendigste und teuerste Maßnahme dar, um erhöhten Radon-Konzentrationen zu begegnen, auch wenn sie diesen erhöhten Konzentrationen im Vergleich zu anderen Maßnahmen wenigstens nicht nur symptomatisch begegnet, siehe hierzu auch meinen Erfahrungsbericht weiter oben.

Solltest du ein Problem mit Feuchtigkeit im Keller haben (Bodenplatte und/oder aufsteigende Feuchtigkeit in den Wänden) und dieses mittels einer Sanierung angehen müssen, kannst du die Radon-Schutzmaßnahmen in diesem Zuge ohne nennenswerte Mehrkosten in dein Sanierungskonzept integrieren. Sollte sich dein Sanierungsbedarf allerdings „nur“ auf Radon beschränken, stellt eine flächenhafte Abdichtung unter Umständen einen „Overkill“ dar, ganz abgesehen von bauphysikalischen Effekten, die eine solche Abdichtungsmaßnahme vielleicht langfristig haben mag.

An flächenhafte Abdichtungsmaßnahmen würde ich mich, Stand heute, als Heimwerker nicht in Eigenregie trauen, sondern lieber einen Experten bzw. ein spezialisiertes Unternehmen für Keller-Sanierungen zu den Optionen befragen. Das Risiko aufgrund meines Unwissens Fehler zu machen, wäre mir persönlich zu groß.

Quellenangaben

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