Sofortmaßnahme: Lüften

Warum Lüften hilft

Du hast im Rahmen einer Kurz- oder Langzeitmessung erhöhte Radon-Konzentrationen in deinem Gebäude festgestellt? Dann ist die erste wichtige und sinnvolle Sofortmaßnahme das Lüften der betroffenen Räume.

Lüften senkt die Radonmenge in einem Raum, die frische Luft von draußen verdünnt das Radon im Gebäude schnell und effektiv. Werden Fenster und Türen geschlossen, steigt die Radon-Konzentration jedoch ggf. erneut schnell an. Daher ist es wichtig, dass du regelmäßig lüftest. Von Experten wird indes die Erstellung eines Lüftungsplans empfohlen. [1]

Wie oft solltest du lüften?

Die allgemeine Empfehlung ist, mehrfach täglich für maximal 10-15 Minuten zu lüften. So wird unter geringem Verlust an Wärmeenergie in kürzester Zeit die Raumluft gegen frische, fast Radon-freie Außenluft ausgetauscht. Besonders die Kellerräume sollten beim Lüften nicht vergessen werden. [2]

Auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betont die Bedeutung des richtigen Lüftungsverhaltens und dessen positiven Einfluss auf die Radonkonzentration im Gebäude. [1]

Meine persönliche Erfahrung ist, dass bei hohen Radon-Konzentrationen das manuelle Lüften nicht ausreichend ist, dazu aber später mehr.

Stoß-, Quer- oder Kipplüftung?

Mit Stoßlüften wird das Lüften bezeichnet, bei dem das Fenster eines Raumes komplett geöffnet wird. Die Zimmertür zu den restlichen Räumen ist geschlossen.

Mit Querlüften wird das Lüften bezeichnet, bei dem die Fenster unterschiedlicher Räume und die Zimmertüren dazwischen geöffnet sind. Dies ist mit komplett geöffneten Fenstern und mit gekippten Fenstern möglich. Es kann auch ein Fenster gekippt und ein Fenster komplett geöffnet sein.

Mit Kipplüften wird das Lüften bezeichnet, bei dem das Fenster im Raum nicht komplett geöffnet, sondern lediglich gekippt ist. Die Tür zu den benachbarten Räumen ist geschlossen. [3]


Und da scheiden sich die Geister. Die weiter oben genannten Quellen empfehlen ausschließlich Stoß- und Querlüften, da der Luftaustausch bei gekippten Fenstern wesentlich langsamer geschieht, Wärmeenergie verloren geht und die Luftfeuchte in problematische Bereiche ansteigen kann. Auch das Schimmelrisiko, da die Fensternischen verstärkt auskühlen, wird häufig genannt.

Ich bin der Meinung, dass keine pauschale Antwort gegeben werden kann, welche Lüftungsvariante (in Bezug auf Radon) die effektivste und bauphysikalisch ungefährlichste ist.

Lüften ist eine Wissenschaft (insbesondere im Keller)

Man liest überall, dass falsches Lüften von Kellerräumen diese zu wahren Feuchtgebieten macht, die Bausubstanz leidet und Schimmel entsteht, was am Ende sogar zu weiteren gesundheitlichen Schäden führen kann.

Diese Aussagen sind mit Sicherheit richtig, allerdings kann man meiner Meinung nach die genannten Effekte und Probleme mit der Überwachung einiger Parameter vermeiden. Generell lässt sich sagen, dass es keine gute Idee ist, die Kellerfenster an warmen und feuchten Sommertagen tagsüber zu öffnen, da dann unweigerlich Feuchtigkeit in den Keller eingetragen wird. Diese Feuchtigkeit wirst du in Folge auch erst einmal nicht mehr los.

Wie sieht es aber außerhalb dieser kritischen Perioden aus, an trockenen Sommertagen, in den frühen Morgenstunden oder in der Nacht?

Unter Berücksichtigung der relativen Luftfeuchtigkeit und Temperatur (außen und innen) berechne ich automatisiert und kontinuierlich die absolute Luftfeuchtigkeit und den individuellen Taupunkt des jeweiligen Raumes. Werden definierte Grenzwerte überschritten, sende ich mir eine „Schimmelwarnung“ auf mein Smartphone und kann die Fenster dann manuell schließen bzw. im Anschluss auch wieder öffnen, sobald der Feuchtigkeitsaustrag wieder gegeben ist.

Falls bereits zu viel Feuchtigkeit eingetragen wurde, bleibt notfalls auch noch die Möglichkeit der Raumentfeuchtung mittels Luftentfeuchter. Grundlage ist in jedem Fall die Anschaffung entsprechender Sensoren für den Außen- und Innenbereich, sowie eine Möglichkeit den Taupunkt automatisiert zu berechnen und daraus (automatisierte) Folgeaktionen abzuleiten.

Eine weitere Lösung stellt eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Feuchtigkeitssensoren dar. Diese belüftet den Raum nur, wenn die Rahmenparameter es zulassen und schaltet sich an feuchten Tagen (bzw. wenn die eingetragene Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann als die im Raum vorhandene) selbstständig ab. In diesem Fall muss theoretisch kein Fenster mehr geöffnet werden, sofern der Luftaustausch des Gerätes für eine ausreichende Reduktion der Radon-Konzentration ausreicht.

Persönliche Erfahrungen und Erfolge mit Lüftungsmaßnahmen

Um die Katze direkt aus dem Sack zu lassen: Stoß- und Querlüften hat in unserem Fall nicht zu einer nachhaltigen Reduktion der Radon-Konzentrationen im Keller geführt, diese nahm lediglich marginal ab und nach dem Schließen der Fenster recht schnell wieder zu.

Kipplüftung in den am stärksten betroffenen Räumen sorgte verlässlich, spätestens nach 2-4 Tagen dafür, dass die Radon-Konzentration auf ein für uns vertretbares Maß von unter 100 Bq/m3 sinkt. Teilweise sinken die Werte, abhängig von den aktuellen Wetterbedingungen, unter 10 Bq/m3, und das in Räumen, die zuvor Konzentration von über 1500 Bq/m3 aufwiesen. Ein positiver Nebeneffekt war zudem, dass hierdurch auch die Radon-Konzentration im Erdgeschoss auf ein Normalmaß zurückging, da kein Radon mehr durch die Geschossdecke und Leitungs- bzw. Rohrdurchführungen aus dem Keller bis ins Erdgeschoss drang.

Bitte beachte die Hinweise unter dem Punkt „Lüften ist eine Wissenschaft (insbesondere im Keller)“, damit du dir nicht neue Probleme durch verstärkten Feuchtigkeitseintrag schaffst.

Mein Fazit

Lüften hilft und ist eine sehr einfache Maßnahme, mit der du sofort auf erhöhte Radon-Konzentrationen in deinem Gebäude reagieren kannst. In unserem Fall sorgte es sogar erst einmal dafür, dass alle Radon-Probleme gelöst waren. Nachteil dieser Lösung sind die Wärmeverluste und der Mehraufwand die Fenster (kontinuierlich) zu öffnen und zu schließen, an feuchten Tagen oder bei Abwesenheit.

Jedes Gebäude ist individuell und du musst ein wenig experimentieren, um das ideale Lüftungsverhalten für dich zu entwickeln.

Mein persönlicher Tipp: finde die Balance zwischen reduzierter Radon-Konzentration und Wärmeverlusten bzw. den individuellen bauphysikalischen Risiken. Eine (smarte und/oder manuelle) Überwachung der Raumparameter und Kellerbelüftung unter Berücksichtigung des individuellen Taupunktes ist aus meiner Sicht dabei sinnvoll.

Hinweise

In diesem Beitrag habe ich Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen und beschreibe meine persönlichen Erfahrungen. Ich kann keine Verantwortung für (Folge-)Schäden bedingt durch falsche Lüftung, dem damit verbundenen Energieverlust und einem möglichen Feuchtigkeitseintrag übernehmen. Bitte informiere dich ausführlich, wie du deine Räume korrekt lüftest, Feuchtigkeitsschäden und Schimmel vermeidest und welche individuellen Parameter du im Auge behalten solltest.

Im Zweifel rate ich dir mit einem Experten Rücksprache zu halten, wie du deine Räume richtig lüftest.

Quellenangaben

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